1. Startseite
  2. Region
  3. Rodgau

Warum die Friedhofsgebühren so drastisch angehoben werden

KommentareDrucken

Maschine zur Unkrautvernichtung
Ökologisch einwandfreie Unkrautvernichtung gelingt auf den Friedhöfen dank moderner Ausrüstung. Der „Dynajet DUV 500“ befreit Straßen, Gehwege oder Kiesbette zuverlässig von jeglichem Bewuchs. Die Maschine kommt ohne Herbizide aus und dampft die Wildkräuter mit 95 Grad heißem Wasser weg. © dynajet/ P

In Rodgau bei Offenbach steigen die Friedhofsgebühren deutlich. Dafür hat das Stadt-Parlament einige Erklärungen parat.

Rodgau – Dass die Friedhofsgebühren in Rodgau drastisch steigen, ist beschlossene Sache (wir berichteten). Aber was rechtfertigt den satten Zuschlag? Was sind die Preistreiber? Wir sprachen darüber mit Markus Ebel-Waldmann. Der Stadtwerke-Chef ist auch für die Friedhöfe zuständig.

„Kern der Entwicklung ist, dass man viel zu lange die Gebühren nicht angepasst hat“, sagt Markus Ebel-Waldmann vorsichtig. Stimmen aus dem Parlament, wo die Gebührenerhöhung seit fast elf Jahren verbaselt wurde, klingen da schon krasser. „Es war ein Fehler, die Gebühren so lange nicht anzufassen, statt das schrittweise zu machen. Wir haben’s wohl vor lauter Angst vor dem Wähler verbockt“, gesteht der FDP-Fraktionsvorsitzende Heino Reckließ unumwunden ein.

Dabei hätten es die Liberalen zusammen mit ihren Kooperationspartnern in der Hand gehabt. Gemeinsam mit aktuell den Grünen, SPD, Freien Wählern, und der Tierschutzpartei bilden sie in der Stadtverordnetenversammlung die Mehrheit.

Jetzt kommt die Konsequenz: Friedhofsgebühren müssen in Rodgau bei Offenbach erhöht werden

Hatten die Parlamentarier die Warnungen der Wirtschaftsprüfer vor diesem Verstoß gegen das kommunal verankerte Kostendeckungsprinzip bisher geflissentlich ignoriert, blieb ihnen jetzt nichts mehr anderes übrig, als das heikle Thema endlich anzugehen. Denn die Prüfer hatten zuletzt zur Auflage gemacht, dass der Friedhofsbetrieb für drohende Verluste 300. 000 Euro Rückstellungen bilden müsse. So kam’s Anfang Dezember gegen die Stimmen von CDU, zusammen mit Bürgern und der Linken zu dem Beschluss, die Friedhofsgebühren jetzt aber schleunigst zu erhöhen.

Was aber sind die Preistreiber? Warum kostet ein Sargträger künftig 58 Euro die Stunde statt wie bisher 32? Warum wird jetzt plötzlich eine Gebühr von 174 Euro fällig für Trauerfeiern im Freien, die bisher kostenlos waren? Markus Ebel-Waldmann macht hierfür pauschal vor allem die in den zurückliegenden elf Jahren gestiegenen Personal-, Energie- und Rohstoffkosten verantwortlich. Auch die Anschaffungskosten für Maschinen und Werkzeuge seien seither „um 25 Prozent gestiegen“.

Verspätete Kostendeckung: Die erhöhten Gebühren finanzieren den ehemaligen Neubau in Rodgau

Teurer geworden seien Versicherungen für Mitarbeiter, Gebäude und Fahrzeuge. Nicht zu vergessen die explodierenden Strom-, Gas-, und Heizölpreise. Anteilig eingerechnet in die Friedhofsgebühren würden überdies IT-Kosten und Kosten für die IT-Sicherheit im Betrieb.

Bei Nutzung der Trauerhalle (sie wird 150 Euro teurer) ist diese Kalkulation nicht weniger knifflig. In sie fließen die einstigen Baukosten für die Halle, Instandsetzungsaufwendungen, Energiekosten für Heizung und Kühlzelle sowie eine Instandhaltungsrücklage anteilig mit ein.

Rodgau bei Offenbach: Dokumentationspflichten und Öko-Standards verschlingen Unsummen

Zu den Lohnkosten: Im Öffentlichen Dienst seien Lohnkostensteigerungen von im Schnitt 2,5 Prozent jährlich die Regel, sagt Ebel-Waldmann. Das sei seit Jahren nicht eingepreist worden in die Gebühren. Auch arbeite bei den Friedhöfen inzwischen mehr Personal – zum Beispiel für Grünpflege und Bewässerung.

2011 waren es elf Mitarbeiter, heute 16. Das hänge mit den gestiegenen Anforderungen und einem größeren Qualitätsanspruch zusammen. Auch die Erfüllung immer neuer Dokumentationspflichten (Bürokratie) und Öko-Standards verschlinge Unsummen, die sich anteilig in den Gebühren wiederfinden müssen.

EU-Verbote sorgen für Kostenexplosion in Rodgau bei Offenbach

Der Stadtwerke-Chef nennt ein Beispiel. Die Wege auf den Friedhöfen sollen möglichst ökologisch von Wildkräutern befreit werden. Regularien der EU verbieten den Gebrauch von Herbiziden und Pestiziden auf öffentlichen Flächen. „Trotzdem soll alles picobello sauber sein. Also haben wir eine Maschine gekauft, mit der man die Kräuter mit Heißwasser quasi wegdampfen kann.“ Für die Maschine brauche man dann natürlich wiederum jemand, der sie bediene. „So kommt ein Kostenfaktor zum anderen.“

Aber warum jetzt plötzlich eine Gebühr (174 Euro) für Trauerfeiern im Freien, die bisher kostenlos waren? Ebel-Waldmann: „Vor Corona waren solche Trauerfeiern nicht gefragt. Jetzt ist die Nachfrage sehr groß. Dadurch werden diese Feiern rein rechtlich automatisch zu einem sogenannten Gebührentatbestand. Und für den müssen wir Gebühren erheben. Da führt kein Weg daran vorbei. Außerdem bedeuten die Feiern im Freien für uns denselben Aufwand, als wenn sie in der Trauerhalle stattfinden würden.“ (Bernhard Pelka)

Auch interessant

Kommentare