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Demo für Demokratie und Solidarität in Rodgau

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Ein breites Bündnis aus Akteuren der Zivilgesellschaft rief zur Mahnwache vor dem Rathaus auf. Links im Bild: Redner Dr. Rudolf Ostermann vom Verein für multinationale Verständigung Rodgau.
Ein breites Bündnis aus Akteuren der Zivilgesellschaft rief zur Mahnwache vor dem Rathaus auf. Links im Bild: Redner Dr. Rudolf Ostermann vom Verein für multinationale Verständigung Rodgau. © Wolf

Eine Mahnwache stellte sich am Montag am Rathaus Rodgau dem sogenannten Corona-Spaziergang entgegen. Das Motto: Die Zivilgesellschaft setze ein Zeichen für „Demokratie, Solidarität und gesellschaftlichen Zusammenhalt“.

Jügesheim - Der Zuspruch war größer als erwartet. Mit 100 Teilnehmern hatten die Veranstalter gerechnet. Tatsächlich dürften 200 bis 300 Personen gekommen sein. Als sich nach der Kundgebung die Reihen lichteten, fiel das Zählen leichter: Nach einer Dreiviertelstunde waren immer noch gut 80 Menschen auf dem Hermann-Sahm-Platz.

Im Gegensatz zu den Mitläufern der sogenannten Spaziergänge zeigten Teilnehmer der Mahnwache, wofür sie stehen. „Lasst euch impfen“, hatte eine Frau mit Filzstift auf ihre FFP-2-Maske geschrieben. Auch die Sprüche auf den Schrifttafeln waren deutlich. Einige Beispiele:

„Querdenker sind nicht die Lösung, sie sind das Problem.“

„Sei kein Pfosten, glaub’ dem Drosten.“

„Impfen statt schimpfen.“

Hinter der Mahnwache stand ein Aktionsbündnis aus neun Parteien und anderen Organisationen. Mit dabei: CDU, SPD, Grüne, Freie Wähler Rodgau, Linke und Jusos.

Die Rodgauer CDU-Fraktion hatte eigens ihre wöchentliche Fraktionssitzung abgesagt und ihre Stadtverordneten gebeten, an der Mahnwache teilzunehmen.

„Wir wollen der schweigenden Mehrheit von Menschen eine Stimme geben, die sich für Verantwortung und Solidarität aussprechen, aber aus Vorsicht aufgrund der hohen Inzidenzen nicht selbst auf die Straße gehen möchte“, sagte Dr. Rudolf Ostermann vom Verein für multinationale Verständigung Rodgau (Munavero). Als erschreckend bezeichnete er die zunehmenden Aufmärsche von Verschwörungstheoretikern, Staatsverdrossenen, Corona-Protestierern und Rechtsextremen. Er betonte: „Parolen einer lautstarken Minderheit, dass der Staat wie eine Diktatur handle, sind nicht nur absurd und verhöhnen alle Opfer von Diktaturen in der Vergangenheit und heute. Sie wirken auch spaltend für die Gesellschaft und zerstörerisch auf unsere Demokratie.“ Auch Kevin Massoth (SPD) kritisierte im Namen der Veranstalter die sogenannten Spaziergänger, „die unter dem Vorwand der Freiheit seit einigen Wochen aus dem Umland vor unser Rathaus ziehen“. Er hielt ihnen entgegen: „Rodgau ist vielfältig. Wir leben die Solidarität und wir schützen unsere Mitbürger.“

„Es ist ein wichtiges Signal, dass wir hier zusammenkommen“, betonte Bürgermeister Jürgen Hoffmann. Das Virus habe die Welt seit zwei Jahren im Griff. Aus dieser Situation wollten alle Menschen heraus. Unter Beifall äußerte er Anerkennung für die Ordnungskräfte und Polizisten, „die unsere Demokratie verteidigen und schützen“.

Der künftige Bürgermeister Max Breitenbach sprach über die Risse in der Gesellschaft. Er rief alle Bürger dazu auf, aufeinander zuzugehen, „auch wenn es schwerfällt“. In zwei Jahren Corona-Pandemie habe jeder miterlebt, „welches Leid diese Krankheit bringen kann“ – nicht nur bei denen, die daran leiden oder gar sterben, sondern auch bei den Angehörigen, die ihre Kranken nicht auf dem letzten Weg begleiten können.

Noch während der Kundgebung sammelten sich die Teilnehmer eines unangemeldeten Aufzugs im Dunkeln an der Kirche. Das Polizeipräsidium Südosthessen schätzte ihre Zahl auf 250 bis 300. Der Zug durch den Ort sei ohne besondere Vorkommnisse abgelaufen, berichtet ein Polizeisprecher. Nach dem Ende des Aufzugs stellten die Beamten die Personalien eines Mannes fest, der sich auffällig verhalten hatte. Eine Woche zuvor war ein Mann wegen Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz angezeigt worden. (Ekkehard Wolf)

Blumen zum Gedenken an die Corona-Opfer legte auch Bürgermeister Jürgen Hoffmann nieder.
Blumen zum Gedenken an die Corona-Opfer legte auch Bürgermeister Jürgen Hoffmann nieder. © Wolf
Eindeutige Meinungsäußerung: Spruch auf dem Schild eines Demonstranten.
Eindeutige Meinungsäußerung: Spruch auf dem Schild eines Demonstranten. © Wolf

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